Ein Unglück kommt selten allein

Wenn mehrere Dinge zusammenkommen, dann kann das schon eine kleine Katastrophe werden.
Ich besichtige einen Kellerraum, der unter einer Terrasse liegt. Meine Aufgabe dabei ist, die Ursache für den leicht muffigen und modrigen Geruch zu ergründen.

Geschrieben von Jürgen Jörges am 09.10.2017

Solche Aufgaben können mit der berühmten Suche nach der goldenen Stecknadel im Heuhaufen zusammengebracht werden, nicht jedoch in diesem Fall. Beim Betreten des Raumes, fallen mir sofort die Wasserflecken und Salzausblühungen an der Decke und im Bereich der Fensterleibungen auf.

Also schaue ich erst einmal, wie die Terrasse aussieht. Die vielen Risse im Terrassenbelag lassen die Vermutung zu, dass hier Feuchtigkeit in den Untergrund einzieht. Eine Feuchtigkeitsmessung im Innenbereich an der Deckenfläche bestätigt dies zweifelsfrei. Jetzt muss ich „nur noch“ den Schimmelpilz finden und dann haben wir auch die Ursache für die Geruchsbildung.

  • Fensterleibung mit sichtbaren Feuchtigkeitsflecken
  • Deckenflächen mit sichtbaren Feuchtigkeitsflecken
  • Der Terrassenbelag zeigt deutliche Rissbildung. Hier kann Wasser eindringen

Die Holzverkleidung an den Decken- und Wandflächen sind im Bereich der eingedrungenen Feuchtigkeit angebracht. Hat da vielleicht jemand versucht einen Schaden einfach zu überdecken?
Eine Bauteilöffnung ist in diesem Fall durchaus sinnvoll und zeigt, was sich hinter der Verkleidung verbirgt. Recht schnell ist mit dem richtigen Werkzeug eine Klappe in die Nut- und Federverbretterung geschnitten.

Das ist ein bisschen wie Geschenke auspacken, denn man weiß nie, was sich dahinter verbirgt. In diesem Fall war mein Erstaunen doch recht groß, denn ich konnte das, was ich gesehen habe, erst einmal gar nicht zuordnen. Die Rückseite der Bretter war zentimeterdick mit einer weißen Schicht bedeckt. Sieht aus wie Salz, ist aber viel grobkörniger. Im Untergrund zur Wand zeigte sich etwas, das den Charakter einer Schwammstruktur hat. Was ist das denn?? So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

  • Bauteilöffnung an der Wandverkleidung
  • Die Rückseiten der Bretter sind mit einem weißen, körnigen Belag bedeckt

Nach näherer Betrachtung, war das auch nicht mehr so kompliziert wie anfangs gedacht. Das schwammartige Gebilde ist Styropor und das weiße Pulver ist ebenfalls Styropor.

So sieht das dann aus, wenn man einen Ameisenbefall im Haus hinter einer Verkleidung hat. Die Ameisen haben in diesem Fall das Styropor fast vollständig aufgefressen und da heißt es immer, das ist ein Material, das nicht abbaubar ist.

  • Vom Polystyrol haben die Ameisen nicht viel übrig gelassen

Im unteren Bereich der Holzverkleidung sind weniger Ameisen zu finden, dafür ist jetzt ein leichter Schimmelbefall an der Rückseite der Styroporplatten erkennbar. 
Den Volltreffer lande ich dann, als ich den Bodenbelag Schicht für Schicht hochgenommen habe. Ein Teppichboden und 2 Lagen PVC-Belag sind in Verbindung mit eindringender Feuchtigkeit ein schönes Plätzchen für einen Schimmelbefall.

  • Das Polystyrol im unteren Bereich ist auf der Rückseite mit Schimmel befallen
  • Schicht für Schicht wird der Bodenbelag aufgenommen
  • Vollflächiger Befall unter dem Fußbodenbelag

So und jetzt ist für den Bauherrn die Katastrophe perfekt.

Ein Wasserschaden, ein Schimmelschaden und Tausende von Ameisen als Wächter.

Mein Tipp:

Gerade bei eindringender Feuchtigkeit ist es sinnvoll, gleich richtig zu handeln und nicht erst einmal den Schaden zu verstecken. Nur weil ich ihn dann nicht mehr sehe, heißt es ja nicht, dass er nicht mehr da ist. Einen Fachmann zu Rate ziehen, kann nicht schaden.