Schimmel im Neubau

Der Feind ist winzig, aber durchsetzungsfähig. Dass in älteren Häusern und feuchten Kellern eine Gefahr für Schimmel besteht, sollte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Inzwischen gibt es aber auch in Neubauten eine potenzielle Schimmelgefahr.

Geschrieben von Jürgen Jörges am 13. Januar 2017

Schätzungsweise ist jeder zweite Neubau davon betroffen.

  • Schimmelpilzbildung auf der Dampfbremsfolie

Schimmelsporen sind überall in der Luft, aber erst wenn sie bei bestimmter Feuchte und Temperatur Idealbedingungen finden, nisten sie  sich ein, gedeihen und wachsen und werden so zu einem Problem. Ursache und Grundlage für den Schimmelbefall ist hierbei immer das Wasser. 
Allein durch Beton, Mörtel, Putz und Estrich werden in einem Einfamilienhaus schätzungsweise zwischen 10.000 bis 20.000 Liter Wasser eingebracht. Diese Feuchtigkeit muss auch wieder abgeführt werden, sonst wird sie zu einem Problem. Das gilt besonders in den kalten Wintertagen.

Während früher die Baustelle im Winter ruhte, wird heute ganzjährig gebaut.  Die Bauherren drängen beim Architekten auf schnelle Fertigstellung, Generalunternehmer und Schlüsselfertiganbieter müssen straffe Zeitpläne einhalten. Dies alles erfolgt ohne Berücksichtigung des Wetters.  
Die Feuchtigkeit des Rohbaus wird durch den Putz  und die Estricharbeiten zusätzlich erhöht und dann….?
…dann schlägt die Bauphysik mit aller Härte zu! Wenn die hohe Feuchtelast nicht entsprechend abgeführt wird, wird sie zwangsläufig zu Schimmelpilzbildung führen.
Besonders der Dachbereich ist hier sensibel zu betrachten. Die Feuchtigkeit zieht vergleichbar mit einer Kaminwirkung durch die nicht verschlossene Bodenluke in den Dachstuhl.
Zu beachten ist dabei die Temperatur auf der Bauteiloberfläche.

Je kühler die Fläche, desto größer ist die Chance für Schimmelbefall.

Es ist eben eine Tatsache, dass vorhandene Luftfeuchtigkeit auf kalten Bauteilflächen kondensiert und es somit zur Schimmelpilzbildung kommen kann.
Ein ungedämmter Dachstuhl wird im Winter dann unweigerlich zur Tropfsteinhöhle. Schlimmer ist es noch, wenn eine vorhandene Dämmung noch nicht dampfdicht ausgebildet ist oder wenn sich während dieser Dämmarbeiten eine große Menge an Feuchtigkeit hinter der Dampfbremse ansammelt. Unter diesen Bedingungen säuft die Dämmung im wahrsten Sinne des Wortes ab. Ein Schaden, der bei den meisten Bauherren unerkannt bleibt oder nur durch Zufall entdeckt wird.

  • Unterschiedliche Sorten Dampfbremsfolie, welche ist die richtige? Warum sind sie denn unterschiedlich? Resteverwertung im Neubau
  • Abgesoffene Dämmung! Wasser steht auf der Folie, die Dämmung ist komplett durchfeuchtet

Dass es in einer solchen Situation zu Schimmelpilzbildung kommen kann, ist dabei nur das kleinere Problem. Viel gravierender ist, dass sich holzzerstörende Pilze an den Dachbalken bilden und so die Tragfähigkeit der Holzkonstruktion beeinflussen. Das Problem könnte einfach abgestellt werden, in dem die Öffnung zum Dachboden verschlossen wird. Wenn die Dachluke noch nicht montiert ist, würde auch eine provisorische luftdichte Folie diesen Zweck erfüllen.

Trocknen der Baustelle ist Sache des Unternehmers

Viel wichtiger ist es jedoch, die Baustelle ausreichend zu heizen und zu belüften. Dies ist eine zwingende Voraussetzung für die schimmelfreie Herstellung eines Gebäudes in der Winterzeit. Verantwortlich ist dafür die Baufirma. Leider versuchen sich die Bauunternehmen immer aus dieser Verantwortung herauszuwinden. So werden Bauverträge ausgehandelt, die beinhalten, dass der Bauherr für die Trocknung der Baustelle verantwortlich ist. Dies ist der Versuch eines Haftungsausschlusses und dient dazu Mängelansprüche abzulehnen. Ich kann an dieser Stelle nur empfehlen, solche Verträge auf Ihre Gültigkeit prüfen zu lassen.

Leider besteht das Schimmelproblem nicht nur im Dachstuhl des Gebäudes. Bei ungeeigneten Klimabedingungen schimmelt es an fast allen Stellen. Neue Kunststofffenster sind teilweise vollflächig befallen. Gipsputze schimmeln gerne im Bereich des Estrichranddämmstreifens weil sich dort die Feuchtigkeit hält und wenn es ganz blöd gelaufen ist, dann steckt der Schimmel bereits unter dem Estrich. Betonflächen sind trotz Alkalität besiedelt und Holz sowie Papier sind ebenfalls schnell verschimmelt.

  • Kondesattrockner müssen auf das Raumvolumen abgestimmt sein und brauchen einen Überlaufschutz.
  • Schimmelbefall auf Kunststofffenster
  • Zum einen gehören die Rollladengurte nicht an die Elektrik gebunden zum anderen sind die Gurte komplett verschimmelt
  • Dauerhafte Nässe auf Beton führt auch auf Beton zu Schimmelbildung

Tatsache ist, dass ein Bauunternehmer ein mangelfreies Haus erstellen muss. Ein Neubau mit Schimmelbildung aufgrund einer zu hohen Feuchtelast ist ein Mangel und muss vom Bauherrn nicht akzeptiert werden.

Mein Tipp: 

Lassen Sie Ihre Bauverträge von einem Fachmann prüfen. Klauseln, die nur dazu da sind, Mängelansprüche auszuschließen, sind nicht hinnehmbar. Lassen Sie sich baubegleitend von jemand unabhängigem unterstützen und stellen sie sicher, dass die vereinbarten Leistungen auch ausgeführt werden.