Wenn einem die Decke auf den Kopf fällt

Es ist schon eine beängstigende Situation -  man denkt nichts böses und auf einmal fällt einem die Decke auf den Kopf und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Geschrieben von Jürgen Jörges  am 08. November 2016

  • Abgefallener Gipsputz

Es ist tatsächlich keine Seltenheit, dass sich Deckenputze manchmal ohne große Vorwarnung ablösen und dann auf den Boden stürzen.

  • Betondecke mit abgelöstem Gipsputz
  • Hohlstehender Gipsputz

Das anzutreffende Schadensbild erstreckt sich von abgefallenem Deckenputz über hohl stehendem, bereits abgescherten Deckenputz bis hin zu Deckenflächen mit unzureichender Haftung.

Wenn der Deckenputz dann ´mal auf dem Boden angekommen ist, dauert es nicht mehr lange und es stellt sich die Frage: "Warum ist der Putz denn jetzt von der Decke gefallen?"

Leider ist dieses Schadensbild in Sachverständigenkreisen nicht unbekannt. Dies wird den Bauherrn jedoch nicht wirklich trösten.

Schnell wird auch die Haftbrücke bzw. der "Betonkontakt" als Schuldiger vorverurteilt, was sich aber bei genauerer Betrachtung durchaus als falsch erweisen kann.

Das Hauptproblem liegt in der Feuchtelast bei der Herstellung der Putzarbeiten.

Doch bevor ich darauf etwas intensiver eingehe, möchte ich das Schadensbild noch etwas näher beschreiben. 

Diese Art von Schäden entstehen immer auf mit Gipsputz geputzten Betonflächen. Dabei ist es unerheblich, ob eine quarzpigmentierte Grundierung vorhanden ist oder nicht.

Also, wir haben einen Gipsputz auf einem Betonuntergrund, der keine ausreichende Haftung besitzt. Das wirklich große Problem an dieser Sache ist, dass die Störung der Haftung tatsächlich bei der Ausführung der Putzarbeiten entsteht. Das Schadensbild selbst, also der abfallende Deckenputz, wird jedoch erst viel später sichtbar.

Teilweise kann es Jahre dauern, bis sich die Haftungsstörung bemerkbar macht.

Der Grund liegt, wie bereits erwähnt, in der hohen Feuchtelast bei der Erstellung der Putzarbeiten. Es ist bekannt, dass hohe Feuchtelasten im Untergrund und auch hohe Luftfeuchtigkeiten zu Störungen der Putzanhaftung führen. Im Merkblatt „Gipsputze und gipshaltige Putze auf Beton“ vom Bundesverband Ausbau und Fassade im Zentralverband des deutschen Baugewerbes; Industriegruppe Baugipse im Bundesverband der Gipsindustrie e.V., wird extra darauf hingewiesen, dass der Untergrund trocken sein muss.

Im Nachhinein lässt sich nicht bestimmen, ob eine erhöhte Feuchtelast im Beton oder das Einwirken erhöhter Baufeuchte durch nachträglich eingebrachte Feuchtigkeit den Schaden verursacht haben. Es ist jedoch davon auszugehen, dass beide Faktoren zur Störung der Haftbrücke und zur Schädigung des Gipsputzes führen können.

Betrachtet man einen solchen "abgestürzten" Gipsputz im Labor, wird deutlich sichtbar, dass der Putz eine deutliche Störung im Kristallgefüge aufweist.

  • Probeentnahme des Gipsputzes an der Betondecke
  • Ablösen der Materialprobe
  • Materialprobe - Gipsputz

Anders ausgedrückt, der Putz konnte einfach nicht so trocknen, wie er sollte. Werden dann noch Anreicherungen von Kaliumsalzen und Karbonaten in der Probe festgestellt, haben wir ein weiteres Indiz, dass eine Haftungsstörung vorhanden ist (...das sieht man zwar auch schon, wenn der Putz abgefallen ist, aber wir wollen ja auch wissen warum).

Das große Problem dabei ist, dass ein Putz, der in seiner Haftung gestört ist, eine tickende Zeitbombe darstellt und es sind auch nicht nur Deckenflächen betroffen.

Niemand kann sagen, ob und wann ein geschädigter Putz seine Anhaftung verliert, aber irgendwann....