Wer sucht, der findet!

Im ersten Augenblick sieht es aus wie ein ganz gewöhnlicher Schimmelschaden -  es schimmelt im Winter an der Außenwand. Also heißt es erstmal ein paar Fakten sammeln, um zu erkennen, was die Ursache für diesen mikrobiologischen Befall  ist. 

Geschrieben von Jürgen Jörges am 23. Mai 2017

Komisch ist, dass es ebenfalls an der angrenzenden Innenwand schimmelt.  Die Schimmelbereiche liegen auch nicht in den Ecken, sondern sind mitten in der Fläche. Die Außenwand ist gedämmt. Also scheint es kein Schimmelbefall aufgrund von Kondensatbildung zu sein. Das Feuchtigkeitsmessgerät spricht ebenfalls eine klare Sprache. Es ist nass, richtig nass! Ergo – ein Wasserschaden.
Aber, es gibt weit und breit keine Rohrleitung, aus der die Feuchtigkeit entweichen kann.

  • Durchfeuchtete Außenwand
  • Durchfeuchtete Innenwand

Mein Blick richtet sich nach außen.  Eigentlich nichts besonderes, nur ein kleiner Fleck in Größe eines Tennisballs. Aber ein Fleck, der da nicht hingehört.  Was ich vielleicht noch erwähnen sollte, nach Aussagen der Bewohner tritt der Schaden immer wieder im Winter auf.  Das klingt jetzt wieder nach Feuchtigkeit aufgrund von Kondensat und nicht nach einer undichten Rohrleitung.
Nach Rücksprache erfolgt jetzt die genaue Untersuchung mit Bauteilöffnung. Der Bereich wird eingerüstet und ich kann nicht nur die Fassade betrachten sondern auch den Dachbereich.
Unter den Ziegeln ist alles trocken, es sind keinerlei Wasserspuren erkennbar. Schade, es hätte ja auch einfach sein können.
Beim Öffnen der Fassade ist es hinter den Dämmplatten nass. Der Fleck ist genau an der Stelle, an der ein Dübel die Platten im Mauerwerk verankert. Hat da vielleicht jemand…?
…nein, hat er nicht. Der Dübel endet im feuchten Mauerwerk und hat keinerlei Rohrleitung oder auch ein Abflussrohr beschädigt.

  • Ein „Fleck“ auf der Fassade. Der gehört da nicht hin
  • Die Bauteilöffnung zeigt, dass es hinter der Dämmung feucht ist
  • Der Fleck ist genau im Bereich des Dübels

Dann noch mal auf das Dach. Ziegel runter und auch die Spundbretter runter. Durch das Loch im Dach krieche ich in den abgestellten Dachdrempel. Sherlock Holms hätte seine wahre Freude an mir.
Im abgestellten Dachdrempel befindet sich lediglich das Entlüftungsrohr.  Oberflächlich ist alles trocken. Beim Freistemmen des Abflussrohres im Bereich der Deckendurchdringung wird es immer feuchter, je tiefer ich komme.

  • Dach auf, jetzt will ich es genau wissen!
  • Das Entlüftungsrohr im Drempelbereich

…und endlich, wer sucht der findet!
Billiger kann man einen Schaden nicht produzieren. Ganz leicht und ohne Widerstand kann ich das Kanalrohr auseinanderziehen.  Es fehlt der Dichtungsring. That it´s!
Da wird einfach ein Dichtungsring weggelassen, weil sich dann das Kanalrohr einfacher zusammenstecken lässt. Im Winter steigt die warme mit Feuchtigkeit angereicherte Luft nach oben und die Feuchtigkeit kondensiert am kalten Entlüftungsstutzen. Das Wasser läuft nach unten und durch die fehlende Dichtung ins Mauerwerk. 

  • …gefunden!! Ein fehlender Dichtgummi war schuld!

Mein Tipp:

Die Evolution auf unseren Baustellen muss noch weiter gehen. So mancher denkt, er wäre gescheiter und bemerkt nicht, was für einen Schaden und damit verbundene Folgekosten er anrichtet.