Wie sinnvoll ist ein Schimmelhund?
Geschrieben von Jürgen Jörges 20.06.2018
Die Begegnung der unheimlichen Art….
Es gibt Dinge, die kann man nicht so einfach erklären. Wenn ich ein „Messgerät“ nicht verstehe, nicht weiß, wie es funktioniert, es nicht kalibrieren oder einstellen kann und es keinerlei Werte anzeigt, kann ich es dann überhaupt sinnvoll einsetzen?
Mit folgendem Problem ist ein Kunde an mich herangetreten. „In meinem Wohnraum im Keller kommt es immer in den Sommermonaten zu einer Geruchsbelästigung. Sichtbare Auffälligkeiten gibt es jedoch nicht. Änderungen am Gebäude wurde auch nicht durchgeführt und das Haus befindet sich noch im selben Zustand wie zu dem Zeitpunkt als es erworben wurde.
Es gab zwar mal einen Hochwasserschaden, der wurde aber durch eine Fachfirma beseitigt und getrocknet. Weitere Schäden sind nicht bekannt.“
Das ist mal wieder eine herausfordernde Aufgabe, die durchaus mit Suche nach der Nadel im Heuhaufen zu vergleichen ist. Aber was suche ich und vor allen Dingen wo?
Als Sachverständiger ist es mir am liebsten, wenn ich messen und bewerten kann, aber was ist zu tun, wenn es nichts zu messen gibt? Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um einen versteckten Schimmelbefall handelt - nur wo hat sich der Befall versteckt?
Eine Luftkeimmessung habe ich relativ schnell ausgeschlossen. Zum einen gibt sie mir zwar eine Auskunft über die in der Raumluft befindlichen keimfähigen Schimmelsporen, zum anderen bekomme ich jedoch keinerlei Hinweise darüber, wo sich der Schimmel versteckt hat. Auch die Tatsache, dass ein wahrnehmbarer Schimmelpilzgeruch nicht gleichzeitig eine Belastung der Raumluft darstellen muss, lässt mich von der Luftkeimmessung abrücken.
Mit Materialproben werde ich mich meiner Aufgabe widmen, so ist zumindest der Plan. Damit ich weiß, an welcher Stelle ich die Materialprobe entnehme, habe ich mir zum ersten Mal eine Unterstützung durch einen vierbeinigen Schimmelexperten geholt. Ganz ehrlich, ich war sehr gespannt, ob der feine Geruchssinn des Schimmelspürhundes mit meinem Sachverstand übereinstimmt.
Beim Ortstermin, muss ich zugeben, war der vierbeinige Freund extrem schnell und hat innerhalb weniger Minuten (es könnten aber auch nur ein paar Sekunden gewesen sein) angeschlagen. Jetzt lag es an mir, die Stelle näher zu untersuchen und Materialproben zu entnehmen. Ich war deutlich langsamer und auch die entnommenen Materialproben brauchten noch 14 Tage im Labor, bis ein Ergebnis fest stand. Eine Zeit voller Spannung, denn ich wollte ja wissen, wie belastet die Proben sind bzw. wie fein die Nase des Hundes arbeitet.
Als ich die Laboruntersuchung in den Händen hielt, habe ich meinen Augen nicht getraut. Ein Befund so unauffällig wie ein unbeschriebenes Blatt. Das hatte ich so nicht erwartet. Nicht nur der Hund, auch ich war ja von einem Schimmelbefall überzeugt. Denn neben den Bauteilöffnungen habe ich ja auch noch gemessen (ich kann es einfach nicht lassen) und die vorhandene Bauteilfeuchte muss zwangsläufig zu einer Schimmelbildung führen. Daher war die Enttäuschung einer unauffälligen Probe doch schon recht groß.
War die Stelle der Entnahme der Materialprobe falsch gewählt? Was hat der vierbeinige Schnüffler erkannt? Nach Rücksprache mit dem Hausherrn wurde die Bauteilöffnung jetzt etwas vergrößert und siehe da, jetzt trat auch ein prächtiger Schimmelbefall zum Vorschein. Da hat der Bello doch tatsächlich recht gehabt. Ich bin sehr beeindruckt.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass es immer auf eine ordentliche Portion Sachverstand ankommt. Messwerte und Ergebnisse können klare Hinweise geben, jedoch gibt es auch Momente, in denen sie hinterfragt und manchmal sogar ignoriert werden müssen. Ein Schimmelspürhund ist, von Fall zu Fall zu sehen, eine hilfreiche Unterstützung. Er sollte jedoch, wie auch der Hundeführer über entsprechende Qualifikationen Verfügung. Einziger Nachteil, der Hund kann keinerlei Fragen zum Sachverhalt beantworten.
Daher ist und bleibt der Sachverständige Ansprechpartner Nr. 1, wenn es um Schimmelbefall geht.
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